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Lousebusters!

In meiner Mailbox befindet sich regelmäßig der Newsletter des „Parasite Weekly“, in dem Eltern meldepflichtige Kinderkrankheiten ihrer Sprösslinge veröffentlichen, oder reumütig den Schädlingsbefall ihrer Kinder outen.

Meist handelt es sich dabei um die an sich harmlosen Kopfläuse, die jedoch in unserer Gesellschaft kein besonders hohes Ansehen genießen. Auch heute wurden wieder drei Mitschüler von Adrian als Opfer von Gliederfüßern verpfiffen, und somit war klar, dass es abends in der Nasszelle zur Sache gehen wird.

 

Während ich mich in mein Mikroben-undurchlässiges NASA-Outfit zwänge, informiere ich Adrian vorschriftsmäßig über die bevorstehende Prozedur. Er beteuert zwar gebetsmühlenartig, dass er keine Läuse habe – aber, hey: Welcher Besessene gesteht auf simples Nachfragen sein spezielles Problem?

Bei der Bekämpfung von Schmarotzern kenne ich keine Gnade, selbst resistente Erreger ringen mir maximal ein müdes Lächeln ab.

 

Erbarmungslos.

Unser Abluftregler ermöglicht es, im Badezimmer nahezu Schwerelosigkeit zu simulieren. Jetzt ist für die ungebetenen Gäste die letzte Chance, von Adrian ab und sich in die Freiheit saugen zu lassen.

Der Brausekopf wird zur Sicherheit auf Nashorn-Modus gedreht, mechanische Maßnahmen sollten stets zuerst eingesetzt werden.

 

Ein weiterer, entscheidender Faktor bei der Exterminierung von Chitinpanzer-Gesocks ist die gewählte Wassertemperatur. Obwohl nicht dermatologisch bestätigt, gehe ich davon aus, dass die Biester Kälte hassen, wie die Pest.

Ich kühle Adrian um eineinhalb, zwei Grad Celsius runter, das hält er locker aus.

 

Danach folgen mehrere Durchgänge mit Shampoos, Sprays, Spülungen, Lotionen – dann das eigentlich nicht für den häuslichen Gebrauch zugelassene Pulver von der Feuerwehr.

Dazu flüstere ich ein Arthropoden-Mantra in den Mundschutz, ich will mir nichts vorwerfen können.

 

Jetzt wieder rauf mit der Temperatur, Adrians Haut kehrt wieder auf die physiologische Ausdehnung zurück – theoretisch würde es dampfen, wie in einem Sanarium, aber der Abluftregler bleibt konsequent auf „Parabelflug“.

 

Grobreinigung beendet.

Ich entnehme das exorzierte Kind aus der Duschtasse, wickle es in mehrere Lagen vorgewärmtes Frottee, und positioniere es in sitzender Position.

Vor mir liegen ein steriles Kamm-Ensemble, eine Lupe, dreierlei Pinzetten und ein verschließbares Insektenzwischenlager.

 

Haar für Haar wird peinlichst inspiziert, die rosa schimmernde Kopfhaut ist ohne Läsionen und zeugt von guter Durchblutung. Nicht eine Laus!

Ich strahle zufrieden.

 

Später am Abend fragt mich meine Frau, ob ich die Mail von der Schule gelesen und Adrian nach Läusen abgesucht habe.

„Oberflächlich“, räume ich ein, „er hat gesagt, er hat keine.“

„Und du hast nicht nachgeschaut?“

„Nein“, entgegne ich gelangweilt, „ich glaube meinem Sohn!“

 

THOMAS & ADRIAN VITZTHUM #1

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